der Theräer, historischer Hintergrund
Alle Kulturen basieren auf Konventionen, in Gemeinschaften geschaffen, um das Chaos der Natur so zu ordnen, daß Menschen in der von ihren gestalteten Umwelt besser leben können. – Die theräische Kultur mit minoischer Prägung, wie sie im Roman beschrieben wird, entwickelte sich mit einer differenzierten bronzezeitlichen Gesellschaft mit mutterrechtlichen Familienstrukturen. Über die Weitergabe der kulturellen Errungenschaften an folgende Generationen wachten Priesteinnen und eine Königin. Es bildeten sich auf Thera, wie schon lange zuvor in Mesopotamia und Ägypten, große Städte, in denen sich materieller Wohlstand verbreitete, mit viel- fältigen Handwerkskünsten und Handelsbeziehungen, vom Tempel aus organisiert. Somit fand bis dahin bereits eine lange kulturelle Weiterentwicklung der Menschheit aus dem ursprünglichen Zusammenleben von Nomadenvölkern statt. – Indizien deuten darauf hin, dass es bereits in der Steinzeit eine erste Entwicklungsstufe des natürlichen Mutterrechts gab, in der alles geteilt wurde und noch keine festen eheähnlichen Beziehungen entstanden sind (Promiskuität). Wahrscheinlich wählten die Mütter sich die Befruchter aus, die den anderen überlegen waren, und die restlichen jungen Männer wurden auf Beutezug fortgeschickt. Daraus entwickelte sich ab der Jungsteinzeit eine höhere Kulturstufe, in die handwerklichen und geistigen Fähigkeiten der meisten Menschen die der Masse unserer Zeitgenossen weit übertrafen.
Zur Geschichte der Matriarchatstheorien war Bachofens Werk “Das Mutterrecht” bahnbrechend. Der Altertumsforscher Johann Jakob Bachofen vergleicht das Leben der primitiven Urgesellschaft mit der ägyptischen Erde, die jährlich durch die Überschwemmungen des Nils fruchtbar wird. Er führt weiter aus: „Auf den tiefen, düstersten Stufen des menschlichen Daseins bildet die Liebe, welche die Mutter mit den Geburten ihres Leibes verbindet, den Lichtpunkt des Lebens, die einzige Erhellung der moralischen Finsternis, die einzige Wonne inmitten des tiefen Elends.“ (Das Mutterrecht; Stuttgart 1861). Dann untermauert er seine These, daß die Frauen in der folgenden Periode eine geordnete Gynaikokratie auf der Basis ehelicher Monogamie, mit Hilfe chthonischer Götter und ihrer Amazonen, errichtet hätten. Im folgenden abstrakten Vaterrecht mit seinen neuen Göttern findet der Anthropologe eine zunehmend intellektuelle Prägung, die er mit der himmlischen Sphäre verbindet.
Das Thema “ Matriarchat“ war nur für wenige von Interesse. Die bemerkenswerte, zeitgenössische Matriarchatsforscherin Heide Göttner-Abendroth hat das Matriarchat als eine herrschaftsfreie, auf Kooperation und Konsens basierende Gesellschaftsform definiert. Nach bewundernswert umfangreicher Suche nach Hinweisen in, von der sogenannten „objektiven“ Wissenschaft, vergessenen Gebieten, definierte sie solche Gesellschaften durch bestimmte Merkmale. Ihre Tendenz zur Idealisierung ist in diesem Zusammenhang völlig verständlich. Sie belegte die Existenz des Matriarchates in vielen Kulturen durch Märchen, Legenden und Mythen und ordnete es anhand archäologischer Zeugnisse ungefähr der Jungsteinzeit zwischen 10000 und 2000 v. Chr. zu. Die Erforscherin des Matriarchats findet aber auch eine mutterrechtliche Prägung in der noch länger existierenden minoischen Kultur, indem sie deren Mythologie sozialhistorisch deutet (vergl. „Die Göttin und ihr Heros“ München 1980, 10. Auflage 1995). – In damaligen ursprünglichen Familienstrukturen war die Vertrautheit einer Schwester mit ihrem Bruder noch wesentlich stärker, als mit dem Vater ihrer Kinder und erst langsam gewinnt der Ehegatte und Vater gegenüber dem Onkel an Einfluss auf den Nachwuchs. Auf Seite 32 schreibt Göttner-Abendroth zum Weltbild des entwickelten Matriarchats: „Dieser dreigegliederte Kosmos wird vollständig von weiblichen Kräften durchdrungen gesehen: Oben wohnt die helle, jugendliche, atmosphärische Göttin, verkörpert in dem jagenden Mädchen. In der Mitte, Land und Meer bewohnend, die Frauengöttin, die mit ihrer erotischen Kraft Erde und Gewässer, Tiere und Menschen fruchtbar macht und damit das Leben erhält. In der Unterwelt wohnt die Greisengöttin, die Todesgöttin als Alte Frau, welche alles Leben im Abgrund auflöst und zugleich aus der Tiefe wieder auferstehen läßt, sie ist die mysteriöse Gottheit ewigen Untergangs und ewiger Wiederkehr; sie bestimmt die astronomischen Zyklen (Untergang und Aufgang der Sterne) und damit auch die Zyklen der Vegetation und des menschlichen Lebens, damit ist sie die Herrin der kosmischen Ordnung und die ewige Weisheit in Person. Alle drei Gestalten zusammen bilden nur eine Gottheit, sie sind also nie völlig voneinander zu trennen.“ – Sicher hat Heide Göttner-Abendroth recht, dass es sich beim Matriarchat nicht “nur” um eine Bewusstseinsstufe der Menschheit handelt, aber aus meiner Sicht kommt der psychologische Aspekt in ihrer Darstellung zu kurz, weil sie mit dem Begriff der Archetypen (s. u. zu C. G. Jung) nur wenig anzufangen weiß. Ich bin der Meinung, dass gerade die Psychologie eine goldene Brücke schlägt und die Existenz der Göttin in jedem Menschen durch deren Anteil am kollektiven Unbewussten, begründet. – Besonders interessant ist der archetypische Aspekt einer „Großen Mutter“, deren Wesen ich immer deutlicher in meinem kollektiven Unbewussten entdecke. Später stieß ich auf Erich Neumann (Psychologe), den ich hier zitiere: „Aus den Mythologien und Märchen aller Völker, Zeiten und Länder starren uns die Hexen und Vampire, Ghulen und Gespenster bis hinein in die Angstträume unser eigenen Nächte in furchterregender Gleichartigkeit unheimlich entgegen. … Wenn Welt, Leben, Natur und Seele als gebärendes und nährendes, als schutzgebendes und wärmendes Weibliches erfahren wurden, dann wird auch der Gegensatz dazu am Bild des Weiblichen erlebt und die Menschheit erfährt Tod und Abgrund, Hunger und Schutzlosigkeit als Preisgegebensein an die dunkle und furchtbare Mutter. So wird der Schoß der Erde zum tödlich zerreißenden Maul der Unterwelt, und neben dem zu befruchtenden Schoß und der schützenden Höhle der Erde und des Berges klafft der Abgrund und die Hölle das dunkle Loch der Tiefe, der fressende Schoß des Grabes und des Todes, der lichtlosen Dunkelheit und des Nichts. Denn diese Weib, welches das Leben und alles Lebendige der Erde gebiert, ist zugleich die alles wieder Fressende und in sich Einschlingende, die ihre Opfer jagt und mit Schlinge und Netz einfängt.“
In den historisch interessanten Deutungen der Psychologin Doris Wolf (Doris Wolf: Das andere Ägypten-Buch) fand ich zusätzliche Bestätigung für den ursprünglichen Status der Priesterköniginnen und dem Tempel als kulturpolitisches Zentrum, nicht nur in Ägypten! Unter ihren Belegen findet man Hinweise auf die interdisziplinär arbeitende Archäologin Marija Gimbutas und die Religionswissenschaftlerin Wendy Doniger O‘Flaherty. Diese wiederum untersuchte den Ursprung von Kindesmissbrauch, Vater-Tochter-Inzest und Vergewaltigung und kommt zum Schluss, dass solche Praktiken aus indoeuropäischen Mythen hervorstechen. Leider kann Frau Wolf auf Grund von Vorurteilen gegen eine patriarchalische Religion dem Christentum nicht gerecht werden. Daneben wird der Animismus als Urreligion und der folgenden Pantheismus von den meisten Altertumsforschern und auch von Frau Göttner-Abendroth, zu akademisch gesehen. Solche Religionsformen waren, lokal unterschiedlich ausgeprägt, in den Hochkulturen der Bronzezeit bereits vorhanden; sie entwickelten sich bis über das klassische Griechenland hinaus weiter! – Wie Platon, gehe ich von der Annahme aus, daß die klassischen Götter (später gemäß Augustinus der allumfassende Gott), wie andere Ideen, außerhalb der Menschen existieren und sie nicht in deren Köpfen entstanden (s.Ideenlehre – Platon heute). Im überlieferten Mysterienkult der Fruchtbarkeitsgöttinnen Demeter und Persephone (Eleusinische Mysterien) konnte man noch im klassischen Griechenland eine unmittelbare Ver- bindung zur Göttin herstellen.
Mit dem Namen „Achaier“ für die indogermanischen Einwanderer, die über das griechische Festland bis zu den Inseln kamen, stützte ich mich auf Homer. Dessen Namensgebung ist landläufig bekannt. Tatsächlich waren die ersten Stämme indogermanischer Einwanderer vermutlich Thraker, Danaer und Ionier, gefolgt von Achaiern, Aiolern und Dorern; den Namen aber, welche die Urbevölkerung der griechischen Inseln diesen gab, ist unbekannt, ebenso wie es ungeklärt bleibt, wie diese Kultur sich selbst nannte.
Den nachträglich geschaffenen Begriff: „minoische Kultur“ konnte ich in meiner Geschichte selbstverständlich nicht benutzen, da der Roman in einer vor dem sagenhaften König Minos liegenden Zeit spielt. In dieser überwiegend noch friedlichen Epoche spielen Könige gegenüber der Priesterkönigin eine untergeordnete Rolle. Auch wenn vieles in die Richtung weist, kommt die Bezeichnung „Atlantis“ im Roman selbst nicht vor und soll weder Santorini noch Kreta direkt zugeordnet werden.
Bleibt festzustellen, dass heutzutage aus der Zeit vor 1645 v. Chr. kaum Literatur von der minoischen oder gar von der theräischen Kultur erhalten ist, da Papyrus oder Leinenträger vergänglich sind. Es existieren einige wenige, teils entschlüsselte, kretische Hieroglyphen aus dem 20. bis 15. vorchristlichen Jahrhundert. In Phaistos wurde ein mit einer religiösen Hymne beschrifteter Ton-Diskos aus der Zeit um 1600 v. Chr. gefunden, deren hieroglyphische Spiralschrift nur unvollständig entziffert ist. Zu dieser Zeit benutzten die Tempel auf Kreta, als deren religiöse Verwaltungszentren, verschiedene hieroglyphische und piktographische Schriften nebeneinander, mit lokalen Varianten und vor allem das sogenannte Linear A. Es ist eine von links nach rechts gelesene piktographische Darstellungsweise, die neben ca. 70 Silbenzeichen und 100 Wort-, auch einige Zahlenzeichen umfasst. Da weitere gefundene Schriften dieser Epoche Verwaltung oder Handel betreffen, geben sie leider kaum historisch verwertbare Information her.
Kretominoische Doppelaxt (Labrys)
Weil die minoische Sprache unbekannt blieb, kann man die Laute nur durch Vergleiche mit der später daraus entwickelten Schrift, die Linear B, schließen, wobei es sich bereits um erstes Griechisch handelte. Die auf Kreta gefundenen Tontäfelchen mit Notizen in Linear A stellten wahrscheinlich Listen von Waren dar, neben Dedikationen (Widmungen), mit dem Siegel des jeweiligen Tempels und Formeln für Trankopfer. Die weniger haltbaren Schriftträger wurden uns leider nicht überliefert.
Obwohl in der literarisch beschriebenen Kultur sicher eine andere Sprache gesprochen wurde, habe ich mich für die Namensgebung der Göttinnen und Götter an Namen aus klassisch griechischer Zeit orientiert und auch altgriechische Inselnamen verwendet. Hierfür spricht die Wahrscheinlichkeit, dass einige Namen aus vorausgegangenen Sprachen ins Altgriechische eingeflossen sein könnten. Davon ausgehend, dass die immer wiederkehrenden Grundtypen der Gottheiten aus der Vorzeit stammen, empfinde ich es als naheliegend, auch deren spätere Götternamen zu benutzen. Ihrem Wesen (s. chthonischen Götter) entsprechend, beließ ich z. B. für eine Göttin, die man später „Demeter“ nannte oder die Erdgöttin „Gaia“ diese Namen. Im Schöpfungsmythos habe ich darüber hinaus versucht, die Ursprünge dieser Gottheiten wieder aufzudecken. Ähnlich verfuhr ich bei der Namensgebung von Personen. Ich übernahm Silben oder ganze Namen aus dem Altgriechischen und orientierte mich für andere Namen an minoisch-kretischen Kombinationen von Buchstaben, die teils in Linear A vorliegen. Alleine dadurch, dass der Roman in deutscher Sprache gedichtet wurde, ergibt sich somit selbstverständlich ein Unterschied zu der hier beschriebenen Zeit, was die dichterische Freiheit aber nicht beschränken soll. Das gilt besonders für die Rituale, über die es nur wenig Überlieferung gibt. Bei den eleusinischen Initiations- und Weiheriten zu Ehren der Magna Mater mussten die Teilnehmer der Mysterienfeiern die Geschehnisse bei Androhung der Todesstrafe geheim halten. Dieser Kult ging im klassischen Griechenland vom Demeterheiligtum in Eleusis bei Athen aus und umfasste Teilnehmer der gesamten Oikumene. Geweihte Männer und Frauen, darunter auch Sklaven, wurden durch ihre geheime Erfahrung zu einem exklusiven Zirkel geeint. Während meiner Recherchen zu den alten Religionen wurde mir von verschiedenen Seiten bestätigt, dass die klassische griechische Götterwelt auf uralten Grundtypen (ähnlich den Archetypen) aufgebaut ist, die später in verschiedenen Variationen immer wiederkehrten.
Bei der Beschäftigung mit der altgriechischen Mythologie stieß ich auf Karl Kerényi. In seinem Werk: „Töchter der Sonne“ (Zürich 1944) bezeichnet er die Mythen als das zur Sprache gewordene Weltgewebe selbst. Auf Seite 61 führt er aus: „Wir folgen seinen Fäden: vielleicht wird das vergessene Muster wieder sichtbar, das neben dem Vater und König auch die Königin uns zeigt.“ Auf Seite 68 schreibt er über die Mutter der Sonnentochter Kirke: „Ihre Mutter heißt da Perse, mit einem Namen also, die sich als primäre Femininform zum eher sekundären Perses oder Perseus, einem altertümlichen Sonnennamen, ebenso verhält, wie Basile zu „basileus“.“ Daraus folgert der klassische Philologe, dass es bereits eine Königin (Basile) vor dem König gab, der sich – wie sein Name – auf diese bezieht. Weiter auf S. 69: „Die eigentlich Empfangende, die Theia, braucht indessen nicht eine Vor-Perse zu sein. Die Sonnen-Empfangende und -Gebärende kann immer dieselbe bleiben. Die verschiedenen Namen deuten verschiedene Seiten ihres geheimnisvollen Wesens an.“
Auf Seite 147 stellt Kerényi eine Beziehung zu Atlantis her: „Als eine besondere göttliche Person erscheint Basileia in einer späten mythologischen Erzählung, einer Erfindung des Dyonysios Skytobrachion im II. vorchristlichen Jahrhundert. Der Stoff selbst wurde da nicht erfunden, weder der Urkönig Uranos, noch seine Frau, die Urmutter Titaia, später „Ge“ die Erde genannt, noch ihre Kinder, die Titanen. Von Dyonysios Skytobrachion stammt nur die Behauptung, dass es sich da um Erzählungen der Atlantier von ihren früheren Königen und Göttern handle.“ Die Basileia wird von dem angeführten Dyonysios als Titanin dargestellt, die aber nicht mit der Rheia identisch ist, sondern die Züge der kleinasiatischen Göttermutter, der Rheia Kybele trägt.
„Bei Erzählungen, wie die von Eurybia, Styx, Hekate oder von Skylla, Lamia, Emposa, kann man nie wissen, ob alle diese Namen nicht nur eine einzige Göttin meinen, die „starke Göttin“, dessen Macht- und Herrschaftsbereich Himmel, Erde, Meer und sogar die Unterwelt umfasst.“ Zitat aus: Die Mythologie der Griechen, ebenfalls von Karl Kerényi (Zürich 1951). Dann im Kapitel über die Alten des Meeres, beschreibt Kerényi die alten Götter Phorkys, Proteus und Nereus, neben Pontos und Briareus: „Im Grunde genommen ist immer derselbe ,Alte vom Meer´ gemeint.“ „Er beherrschte, unter welchem Namen immer, unsere Meere früher als Poseidon und war vor dem noch früheren hundertarmigen Meerbeherrscher, dem Briareos, durch seine Weisheit und Wahrhaftigkeit ausgezeichnet.“ Leonardo da Vinci: Neptun
Eine wichtige Quelle, nicht nur für Kerényi, war das Standardwerk des Altphilologen Walter F. Otto: “Die Götter Griechenlands“. Dieser hat das Wesen des Mythos als alte, von den Ahnen vererbte Geschichte erkannt: “Der echte Mythos ist untrennbar mit dem Kultus verbunden. Das Einst ist zugleich auch ein jetzt, das Gewesene zugleich auch lebendiges Geschehen. Nur in der Doppelheit und Einheit von damals und heute erfüllt der Mythos sein wahres Wesen. Der Kultus ist die Form seiner Gegenwart, das Wieder-in-Kraft-Treten des im Urbild vergangenen Geschehens Angeschauten, aber seinem Wesen nach Ewigem. Und der Augenblick dieser Verwirklichung des Mythos ist das Götterfest, der heilige Tag, der in einem ganz bestimmten Zeitpunkt wiederkehrt, nämlich in dem Zeitpunkt des Mythos. Nun ist alles wieder wahr und gegenwärtig, was als heilige Vergangenheit, als größtes Erlebnis der Urahnen im Gedächtnis war.” – “Der Kultus ist Erziehung zum religiösen Leben und er kann nicht ohne Riten bestehen.” Zitat aus “Leitstern am geistigen Firmament” Magdalena S. Gmehling – Dabei greift der Mensch zu jeder Zeit auf die unvergängliche heidnische Bildsprache zurück.
Davon ausgehend, dass die mythologische Basis der Menschheitsgeschichte noch immer im kollektiven Unbewusstes (C. G. Jung hat diesen treffenden Begriff in Verbindung mit dem der Archetypen geprägt) weiterlebt, wollte ich eine den Mythen nahe Epoche in meinem Roman wiederbeleben. R. Begas: Prometheus
Einer sinnlosen Emanzipation der postmodernen Frau, die in ihrem Übereifer den Mann nur nachäfft, soll die Wiederentdeckung des eigenen Wesens entgegen gesetzt werden. Selbst die “unterdrückte” Frau der Antike war nicht so primitiv und dumm nach Gleichheit zu streben; Gleichheit kann und darf es nie geben. Mit einer nachkulturellen Weltgesellschaft fallen wir, geblendet durch globalen Fortschritt und Digitalisierung, schnell zurück auf ein steinzeitliches Niveau! Unterwerfung unter den linken Zeitgeist ist einer rechten Frau nicht würdig! Gleichberechtigung ist gut, aber Quotenregelungen sind ebenso absurd wie Frauenfußball! –
– Nach Fertigstellung des Werkes fand ich neue Anregungen und die Bestätigung meiner wesentlichen Ideen in einer Veröffentlichung eines Zeitgenossen. Es handelt sich um den Professor für Psychologie Dr. Ewald-Rumpf mit seinem Werk: “Das Muttertrauma in der griechischen Mythologie” (Frankfurt am Main 1985). Mit folgenden Worten trifft er den zentralen Hintergrund der Romanhandlung: „Der Übergang vom Matriarchat ins Patriarchat schlägt sich in den Mythen nieder; alte, ja uralte Muttergottheiten verlieren an Bedeutung, neue Göttinnen entstehen und männliche Götter erobern in allen Kulturen die Vorherrschaft; in der Theogonie des Hesiod (6. Jahrh. v. Chr.) kommt die zunehmende Abwertung des Weiblichen und die Aufwertung des Männlichen besonders treffend zum Ausdruck.“ – Somit kompensiert der Mann seine tiefsitzende Sexualangst, die Angst vor der Mutter und vor Kastration. Über die Mythen wird an anderer Stelle ausgeführt: „Die mythische Schau kennt keine Trennung zwischen einer Welt physikalischer Fakten und einer psychischer Empfindungen, sondern nur den Mensch inmitten eines brausenden Geschehens von bedrohenden und segnenden Gestalten. … Es scheint, als würde jener Welt göttlicher Gestalten eine größere Wirklichkeit zugedacht werden als dem mit wachem Sinne Erlebten. Der Mensch kommt nicht aus sich selbst, sondern ist von Göttern gezeugt.”
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